Blickpunkt Brexit
Deal or no Deal? Der Brexit und seine Folgen.
Großbritannien verlässt die EU. Für deutsche Unternehmen hat das nicht nur Nachteile.
Hart, weich – oder gar nicht? Dass die Briten die EU verlassen, steht fest. Die Art, wie sie es tun, nicht. Aber welche Auswirkungen hat der Brexit denn nun konkret auf unser tägliches Leben und Arbeiten? Neben den unschönen Folgen für den kulturellen und gesellschaftlichen Austausch, hat der Brexit auch einige Vorteile, die in den Medien allerdings kaum diskutiert werden. Wir machen den Perspektivwechsel.
Der Brexit ist eine gesellschaftliche Katastrophe. Für die deutsche Wirtschaft kann er aber durchaus auch Vorteile haben.Ralf Sommer – OCTA-Partner
Wie denkt die deutsche Wirtschaft über den Brexit?
Wer die Berichterstattung in den Medien verfolgt, gewinnt den
Eindruck, dass deutsche Unternehmen Angst vor den Folgen des Brexit
haben. Aber ist das wirklich so? Laut einer aktuellen Studie des
Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) glauben 90 Prozent der befragten
Firmen nicht, dass der Brexit „starke Auswirkungen“ auf ihren
Unternehmenserfolg haben wird. Nur drei Prozent der Betriebe erwarten
negative Konsequenzen für ihre Investitionen oder die Auftragslage.
Knapp 25 Prozent der Betriebe rechnen sogar mit positiven Effekten. So
könnten mögliche Handelsbarrieren dazu führen, dass die Kunden nicht
länger bei der britischen Konkurrenz zuschlagen, sondern bei deutschen
Unternehmen kaufen.
Dennoch sollten Unternehmer Vorsicht walten lassen. Etwa beim Thema
Datenschutz. Denn nach dem Brexit gilt Großbritannien als Drittland und
es ist bisher noch nicht abzusehen, welche Daten auf welche Weise
transferiert werden können. Eventuell lauern hier Kosten für einen
höheren Verwaltungsaufwand. Die DSGVO lässt grüßen.
Steueroase Großbritannien?
Bereits kurz nach dem „Leave-Votum“, haben britische Konzerne und
Banken damit begonnen, ihre Standorte nach Deutschland oder andere
EU-Staaten zu verlagern. Allein in Nordrhein-Westfalen haben sich seit
dem Brexit-Votum mehr als 100 britische Betriebe angesiedelt. Die
Regierung in London reagierte darauf mit dem Versprechen, die Steuern
für Unternehmen zu senken. Manche Beobachter hofften schon auf eine neue
Steueroase innerhalb Europas. Ob es wirklich dazu kommt, werden wir
erst in den nächsten Jahren erfahren. Schon jetzt ist klar: Eine Senkung
der Körperschaftssteuer auf das Niveau Irlands (12,5 Prozent) oder
weiter darunter, ist äußerst unwahrscheinlich. Wir halten eine Senkung
um vier Prozent auf dann 15 Prozent Körperschaftssteuer für realistisch.
Übrigens: Eine Gewerbesteuer existiert in Großbritannien nicht.
Fachkräfte Made in UK
Neben britischen Unternehmen, sind aber auch zahlreiche qualifizierte
Fachkräfte aus Großbritannien auf der Suche nach einer Perspektive
innerhalb der EU. Hunderttausende Polen oder Russen, die traditionell
stark auf dem britischen Arbeitsmarkt vertreten sind, werden sich
vermutlich umorientieren. Für die deutsche Wirtschaft ist das eine
enorme Chance, da die Arbeitnehmer aus diesen Ländern zu den
hochqualifizierten Fachkräften gehören.
Unsere Perspektive auf den Brexit
- Großbritannien ist die zweitgrößte Volkswirtschaft in der EU.
Mehr als 40 Prozent der britischen Exporte an Waren und Dienstleistungen
gehen in die anderen EU-Staaten.
- Die Einführung von Zöllen ist
möglich. Es können außerdem zusätzliche Handelskosten durch
Zollabfertigungsverfahren, Ursprungszeugnisse und nicht tarifäre
Handelshemmnisse entstehen.
- Das Vereinigte Königreich wird für
Investoren aus Drittländern uninteressanter, da der ungehinderte Zugang
zum Binnenmarkt wegfällt. Dies kann Direktinvestitionen erschweren und
zum Abzug von Niederlassungen, vor allem von US-Konzernen, führen.
- Die Folge: Neue Kunden und Fachkräfte. Gerade die deutsche Wirtschaft könnte langfristig vom Brexit profitieren.
Sie haben Fragen zum Brexit? Wir beraten Sie in allen steuerlichen
und unternehmerischen Angelegenheiten und sind Ihr Partner für globale
Herausforderungen.